Mittwoch, 5. Oktober 2011

Ein Herbstausflug zu den Wehrkirchen auf der südlichen Saualpe.

Den schönen Herbsttag ausnützend, besuchte der Raunzer heute den südlichen Teil, der Saualpe, vielfach auch deren Balkon genannt. Hier am Schnittpunkt der Bezirke Wolfsberg, Völkermarkt und St. Veit hat man nicht nur eine traumhafte Aussicht auf das Jauntal und die Karawankenkette bis hin zu den Julischen Alpen, hier befinden sich auch die imposantesten Kirchenfestungen Kärntens. Im 15. Jh. wurden gegen die wiederholten Türkeneinfälle burgmäßige Befestigungen rund um die Kirchen und Friedhöfe errichtet. In diese Wehranlagen flüchtete die Bevölkerung samt ihren Vorräten und dem Vieh. Von Griffen abzweigend besuchte ich als erste die Pfarrkirche zum hl. Martin in Greutschach. Leider war die Kirche verschlossen, sodass man nur durch das Gittertor hindurch einen Eindruck vom Inneren bekommen konnte.

Weiter ging die Reise über Grafenbach, wo ebenfalls eine Kirche mit vollkommen erhaltener Wehranlage steht, nach Diex, dem sonnenreichsten Dorf Österreichs.
Mitten im Dorf steht die Pfarrkirche, die ebenfalls dem hl. Martin geweiht ist und zu den besterhaltenen Wehrkirchen Kärntens zählt.
Die Kirche wurde erstmals im Jahr 1326 urkundlich erwähnt, die Anfänge reichen jedoch in die Zeit vor 1168 zurück. Die mächtige barocke Doppelturmanlage entstand über einem romanischen und spätgotischen Vorgängerbau.
 
Um die Kirche entstand eine ca 5m hohe Wehrmauer mit gedecktem Laufgang. Gleichzeitig mit der Wehranlage wurde auch ein spätgotischer Kirchenbau errichtet, der 1675 erweitert und mit einem zweiten Turm versehen wurde.
Das Innere der Kirche ist barock ausgestattet.
Der Hauptaltar zeigt in der Mitte den Kirchenpatron hl. Martin. Zwischen den Säulen stehen die Statuen des hl. Petrus mit dem Schwert und den hl.Mathias mit der Axt.Über den Opfergangsportalen sind links der hl. Georg und rechts der hl.Florian zu sehen. Im Altaraufsatz, von zwei Engeln flankiert ein Relief, das letzte Abendmahl darstellend.
Der linke Seitenaltar hat als zentrale Figur eine spätgotische Madonna aus der Zeit 1490-1500. Sie wird von den Skulpturen des hl.Christophorus und Sebastian flankiert. Im Altaraufsatz steht in einer Nische Christus und auf den Altarsäulen die hl. Barbara mit dem Turm und die hl. Apollonia mit der Zange.
Der rechte Seitenaltar zeigt in der Mittelnische die Unterrichtung der jungen Maria. Diese wird flankiert von den Figuren des hl. Antonius mit dem Schwein und dem hl. Leonhard mit der Kette. In der Nische des Altaraufsatzes ist die Taufe Christi dargestellt. Daneben stehen die hl. Katharina mit dem Rad und die hl. Lucia mit den Augen.
Erwähnenswert ist noch die Kanzel aus dem 18. Jh.
sowie die schönen eisenbeschlagenen Türen und der geschmiedete Opferstock.
 
Höhepunkt meiner Herbstreise war aber zweifellos der Besuch von Hochfeistritz, ca. 8km von Diex entfernt.
Eine schön ausgebaute Schotterstrasse führt dorthin und bereits am Weg kann man kleine Kunstwerke antreffen.
Was aber kaum jemand in dieser Berggegend vermutet, ist die künstlerische Höhe der spätgotischen Kirche.
Der Bau entstand zwischen den Jahren1446 und 1491. Auch hier ist die Kirche von einer Wehrmauer umgeben und ist nur durch ein zum Turm ausgebautes Tor zu betreten.
Die Kirche gehört zu den Pilgerkirchen auf dem Marienpilgerweg von Maria Rojach nach Maria Luggau
Auch hier sind die alten Befestigungsanlagen im Inneren des Kirchhofes noch vollständig erhalten.

Den Schlüssel zur Kirche bekommt man von der Wirtin der sehenswerten alten Taverne die direkt mit der Wehrmauer verbunden ist.
Durch eines der schönen gotischen Portale gelangt man schließlich in das Innere der Kirche.

Meisterliches können verraten Kapitelle, Gewölbe und Rippen, überhaupt der ganze Innenraum. Der Hochaltar ist ein Werk der Gurker Bildhauer Jakob und Bartholomäus Seitlinger (um 1670).

Die Skulptur derMadonna mit dem Kind im Mittelteil und die Statuen der hl. Katharina(links) und Barbara (rechts) sind spätgotisch, die übrigen Figuren sind barock.
Die prächtige barocke Kanzel (um 1740) aus der Johann Pacher Werkstatt aus St.Veit zieren am Korb die vier Evangelisten.
Unten die Armenbibel, ein spätgotisches Fresko das ursprünglich an der Außenfassade der Kirche angebracht war, wurde um es vor der totalen Verwitterung zu bewahren auf die nördliche Langhausinnenwand übertragen.
All die Kunstschätze aber eingehend zu beschreiben würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen. Besonders bewegt ein großes Schnitzwerk, das den Tod Mariens darstellt. Die Arbeit entstand um 1500 wahrscheinlich in einer Friesacher Werkstätte. Die Gottesmutter hält die Sterbekerze, ihr Gesichtsausdruck verrät schon die Ferne von dieser Welt. In den Gesichtern der 12 Apostel spiegeln sich alle Gefühlsregungen, tiefster Schmerz, Fassungslosigkeit, Trauer, Ernst, Versunkenheit bis zum Bemühen, sich abzulenken, irgend etwas zu tun und wenn es nur das Anblasen der Glut im Räuchergefäß ist.
Mit diesen Bildern möchte ich den kunstinteressierten Lesern meines Blogs Lust machen, diese Reise auf den "Balkon der Saualpe" mit seinen Schätzen einmal aufzusuchen, oder einfach das schöne Panorama und die Landschaft zu genießen. Es zahlt sich aus, meint der Raunzer.

1 Kommentar:

  1. Lieber Raunzer, eine sehr gut gelungene und informative Reportage. Wir waren kürzlich in Diex und waren beeindruckt. Marlies

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