Sonntag, 15. März 2015

Zum Gedenken an den Bildhauer Franz Schurmann

Im Schutze der Burg Reichenfels siedelten sich am Eingang zum Sommereauergraben wegen des dortigen Silberbergbaues Handwerker an. Die Bamberger Bischöfe gründeten an diesem Ort eine Kirche, die dem heiligen Apostel Jakobus dem Älteren, Patron der Pilger und Reisenden geweiht wurde. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Kirche im Jahre 1285. Die ursprünglich romanische Kirche wurde im Lauf der Jahre spätgotisch und barock verändert. Im Langhaus und im wuchtigen Chorturm ist noch romanisches und frühgotisches Mauerwerk enthalten und zwei romanische Fenster in der Süd-und Westwand weisen auf diese Zeit hin.Nach der Zerstörung der Kirche im Jahr 1480 durch die Türken wurde sie zu einer Wehrkirche ausgebaut. Zwei Grabsteine zieren die Außenwand der Kirche. Einer bildet den letzten bambergischen Pfleger von Reichenfels Mathias Bienlein ab, der zweite Stein ist lt. Recherchen von Dir.OSR Horst Priessner vermutlich einem Priester zuzuordnen. Dazu folgender Bericht vom Kärntner Landesarchiv:


Sehr geehrter Herr Oberschulrat!
Das Kärntner Landesarchiv teilt auf Ihre Anfrage mit, dass der von Ihnen gesuchte Grabstein an der Reichenfelser Pfarrkirche einen unfertigen, jedenfalls etwas plumpen Eindruck macht. Unter Umständen ist ein älterer Grabstein umgearbeitet bzw. sekundär verwendet worden. Das monumentale Kreuz ist ein Indiz dafür, dass der 1618 verstorbene Georg Räni(n)ger ein Geistlicher war. Allerdings ist zwischen 1612 und 1618 in Reichenfels P. Nicolaus Buschius, ein Benediktinerpater, genannt „der Wilde“, als örtlicher Pfarrer nachweisbar (Rosemarie Eichwalder, Reichenfels im Lavanttal, Wolfsberg 2008, 279). Auf dem Grabstein eines bambergischen Pflegers (Verwalters) wiederum wäre sicher auch die Funktion des Verstorbenen festgehalten worden, sodass die Zuordnung bis auf Weiteres offen bleiben muss.
Mit freundlichen Grüßen!
Dr. Wilhelm Wadl MAS, Direktor e. h. 



Jetzt in der Fastenzeit zieren gleich zwei Fastentücher das Innere der Kirche:
Ersteres, ein Tuch von A.Veiter aus dem Jahr 1914 dient als Ersatz für das berühmte Reichenfelser Fastentuch aus dem Jahr 1520, das seit 1915 in der Leonhardikirche von Bad St.leonhard hängt.
Ein weiteres, angeregt durch die Kulturbeauftragte der Marktgemeinde Reichenfels, Frau Elisabeth Wechselberger, von Reichenfelser Schüler und Schülerinnen angefertigtes Fastentuch verhüllt den rechten Seitenaltar.

Südöstlich der Kirche, die ein gepflegter Friedhof umgibt, liegt aber das eigentliche Ziel meiner Reise, der Karner.
Der romanische Rundbau mit Kegeldach beherbergt im Untergeschoss das Beinhaus und über einen gedeckten Stiegenvorbau gelangt man in das Obergeschoß mit einem schönen Schirmgewölbe, das ursprünglich als Kriegergedächtnisstätte gedient hat. Pfarrer Lukas öffnete mir freundlicherweise die Pforte in das Innere des Gebäudes und erklärte mir, dass der Karner nun als Aufbahrungskappelle genutzt wird.

Der geschnitzte Altar der Gedächtniskapelle stammt vom bekannten Bad St.Leonharder Bildhauer Franz Schurmann.

Franz Schurmann
Franz Schurmann wurde als Sohn des Tischlermeisters und langjährigen Bürgermeisters der Stadt, Anton Schurmann, im Jahr1881geboren. Nach der Volksschule in Bad St.Leonhard besuchte er die Staatsgewerbeschule in Villach und danach die Bildhauerschule in Wien. Unter Professor Metzner besuchte er die Kunstakademie und mit seinem Professor fuhr er auch nach Deutschland, wo er unter anderem beim Völkerschlachtdenkmal in Leipzig mitgearbeitet hat. Der Kontakt seines Professors mit Künstlern der Wiener Sezession spiegelt das Zusammenspiel von Symbolismus und Jugendstil. Prof.Metzner war auch Mitglied der "Wiener Werkstätte". Zurückgekehrt nach Wien, war der nationalistisch orientierte Künstler auch bei der Neugestaltung der Hofburg beschäftigt. Das Denkmal Kaiser Josefs II in Teplitz und auch das ältere Kriegerdenkmal von Bad St.Leonhard und Reichenfels wurden von ihm gestaltet. Franz Schurmann war auch langjähriger Leiter der Raiffeisenkasse Bad St.Leonhard. Im Jahr1958 ist Franz Schurmann in Bad St.Leonhard gestorben. Das Elternhaus befand sich in der Postgasse, wo sich heute die Garage des Pfarrhofes befindet. Das Familiengrab mit einem von ihm gestalteten Portrait seiner Eltern befindet sich im alten Friedhof gegenüber dem Eingang an der Südfassade der Leonhardikirche.




1 Kommentar:

  1. Sehr interessant!
    Durch den Raunzer erfährt man immer wieder Interessantes, von dem man noch nie etwas gehört hat und auf die man auch nicht selbst gestoßen wäre. Danke!

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