Samstag, 9. Mai 2015

Wie erlebte Bad St.Leonhard die letzten Kriegstage?

Im ganzen Land finden zur Zeit Gedenkfeiern zum Ende des 2.Weltkrieges statt. Zu Kriegsende entging auch Bad St.Leonhard knapp der Zerstörung. Während Mütter und Frauen um ihre gefallenen Söhne und Männer weinten, fielen im Februar 1945 noch einmal Bomben über Teile der Stadt.
Auch ich habe Zeitzeugnisse davon, nämlich einen Brief meiner Mutter an ihren Bruder in dem sie die Ereignisse im Schloss und bei der "Spritzhütte" bzw. Kriegl Haus schildert. Unten der Originaltext:
Ein Vorgeschmack vom Krieg ist ja nun auch nach Leonhard gekommen. Am Freitag Mittag vielen bei uns acht schwere Bomben, einen Volltreffer erhielt das Schloss und sieht verheerend aus.
 Schloss-Innenhof
Schloss von der Höllgasse aus
Die zweite Bombe fiel in den Flieder-Garten, die Dritte in die Bastei, sodass die ganze Schlossmauer vor dem Trichter auf die Straße herabstürzte. Die vierte Bombe fiel direkt vor dem Moser Garteneck, riss die Straße auf und beschädigte Stiegenwirt ziemlich schwer.
Die Bastei
Die 5. Bombe fiel neben der Spritzhütte (Kriegl Haus) wo die Gferer wohnten und riss diese zusammen.
Spritzhütte (Kriegl Haus), heute Schiwitz
Die Fam. Karner Simon saß eben beim Essen und musste unter den Trümmern ersticken. Der Simon und seine Frau, die Tochter und von der anderen Tochter ein zweijähriges Büblein. Eine junge Frau aus Prebl, die dort auf Besuch war, kam auch uns Leben, dann der Pfeifer Friedl, der hackte vor dem Haus gerade Holz, den hat es in Stücke zerrissen. Eine weitere Bombe fiel in das obere Eck vom Pfarrer Tutl seinen Garten und riss den Bahnsteig mit auf, da wurde das Pflichtahrmädchen von Med.Rat Weishaupt getroffen. Die übrigen Bomben fielen in den Grund vom Stiegenwirt. Durch das DRK war ich bei den Aufräumungsarbeiten dabei. Die Nerven waren so gespannt, dass man dieses Schreckliche mitansehen konnte. Ich spüre dafür jetzt im ganzen Körper die Reaktion. Gestern wurden die sieben Toten begraben. Bis zum Schullin war Parteibegräbnis, vom Spitalkreuz aus gingen die Priester mit.
Ein weiterer Zeitzeuge ist der Großvater des jetzigen Besitzers der ehemaligen Spritzhütte. Er schildert das Geschehen ebenfalls seinem Enkel und jetzigen Besitzer Johann Schiwitz. Die damaligen Besitzer waren Adalbert und Priska Kriegl, die in Wolfsberg wohnten, wo Adalbert als Tischler arbeitete und in den 50er Jahren das Haus wieder aufgebaut hatte, bis es der jetzige Besitzer schließlich in der heutigen Form umbaute.



Weitere Zerstörungen gab es einige Tage nach Kriegsschluss, als am Hauptplatz auf dem Rückzug befindliche Soldaten ihre mit Munition beladenen Fahrzeuge abgestellt hatten und von Tieffliegern beschossen wurden. Die explodierende Munition richtete an den Häusern vom Semmelrock bis zum Karner und vis a vis vom Pfilipp Köppl bis zum Rieger verheerende Schäden an. Dabei wurde unter anderen auch Karl Rieger, der Großvater des heutigen Baumeisters getötet und weitere Personen verletzt.


2 Kommentare:

  1. deine berichte sind super so wahrheitsgetreu beschrieben du bist einfach der beste. danke dafür!!!

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  2. danke für deine Beiträge lieber raunzer! Immer wieder interessant deine Geschichten von der alten Heimat. Hoffentlich hast du noch mehr auf Lager von vergangenen Zeiten Leonhards!!

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