Samstag, 7. September 2013

Fehlende ärztliche Basisversorgung in Bad St.Leonhard?



Frau Mag. phil. Sabine Propst-Völz beschwert sich im nachfolgenden Brief beim Landeshauptmann über die fehlende ärztliche Basisversorgung in Bad St. Leonhard.
Der Raunzer hätte auch gerne die Meinung der übrigen Bevölkerung dazu gehört.


Mag. phil. Sabine Propst-Völz, Kärntnerlandweg 234, 9462 Bad St. Leonhard
Tel.: 0664/212 20 87, e-mail: svoelz@mcw.at

EINSCHREIBEN

LH Dr. Peter Kaiser
PERSÖNLICH
Amt der Kärntner Landesregierung
Arnulfplatz 1
9020 Klagenfurt am Wörthersee



betrifft: fehlende ärztliche Basisversorgung in Bad St. Leonhard


Bad St. Leonhard, am 3. September 2013

Sehr geehrter Hr. Landeshauptmann!

Ich möchte Sie hiermit auf einen Missstand aufmerksam machen, der nicht nur bei mir selbst, sondern bei vielen der 5.000 Einwohner unserer Gemeinde immer wieder für Empörung sorgt: Die fehlende ärztliche Basis-Versorgung bei uns in Bad St. Leonhard!
Damit Sie sich eine Vorstellung machen können, wovon die Rede ist, berichte ich Ihnen gern in Kürze den jüngsten Anlassfall in meiner Familie vom 8. August (ich komme leider erst jetzt dazu, Ihnen zu schreiben, da ich in der Zwischenzeit auf Urlaub war):
Am Mittwoch, dem 7. August, hatte meine 6jährige Tochter zunächst nicht allzu hohes Fieber und fühlte sich krank. Da – wie jeder weiß – Kinder sehr leicht fiebern (aber auch wieder gesund werden) können, bin ich nicht sofort zum Arzt gelaufen, sondern habe einmal die weitere Entwicklung abgewartet und versucht, meinem Kind mit Hausmitteln zu helfen. Erst am Nachmittag des nächsten Tages verschlechterte sich die Situation plötzlich: Das Fieber stieg auf über 40 Grad und meine Kleine klagte über heftige Ohrenschmerzen. 


Nachdem keiner unserer beiden praktischen Ärzte Donnerstag nachmittags Ordination hat, versuchte ich über den ärztlichen Notdienst einen praktischen Arzt aufzutreiben - Fehlanzeige! Zu meinem Schrecken erklärte man mir, dass heute leider kein Arzt einen Hausbesuch in Bad St. Leonhard machen könne, es auch definitiv keinen Notarzt gebe und riet mir, die über 70 km entfernte Spitalsambulanz in Graz oder Klagenfurt aufzusuchen. Die Kinderambulanz im Krankenhaus Wolfsberg wurde ja vor kurzem leider geschlossen! Im Übrigen solle ich doch die Ärztekammer anrufen, was ich dann auch tat. Bei der Ärztekammer wiederum erklärte man mir, dass – wieder so ein Pech! - in unserer Region ein Ärztemangel herrsche, weil eben die Krankenkasse zu wenig Verträge vergebe etc. etc. etc….
Tatsache ist: Ich habe an einem normalen Donnerstag Nachmittag keinen praktischen Arzt finden können, der bereit ist, sich ein krankes, hochfieberndes, vor Schmerzen schreiendes Kind anzuschauen! In unserem Land ein Skandal!
Und eine Zumutung! Denn was es bedeutet, ein vor Schmerzen brüllendes, von Fieber und Schüttelfrost geplagtes Kind anzuziehen, ins Auto zu packen und über eine Stunde in eine Spitalsambulanz fahren zu müssen (wo man dann weitere Stunden Wartezeit in Kauf nehmen muss), ist jedem, der Kinder hat, klar. Übrigens: Auch im näher gelegenen Wolfsberg gab es keinen Arzt, der zu dieser Zeit Dienst hatte, erst später am Abend hätte einer aufgesperrt…
Was bei mir aber auch vielen anderen hier für so große Empörung sorgt:
1.)    Ich habe noch das Glück, ein Auto zu haben und im Notfall eine Spitalsambulanz aufsuchen zu können. Aber was tun Menschen, die kein Auto haben? Oder älter sind und nicht fahren können? Die keine Angehörigen haben oder niemand finden, der gerade Zeit hat? Oder die weiter entfernt z. B. auf einem Berg wohnen?

2.)    Mein Erlebnis war leider kein urlaubsbedingter Einzelfall!  Denn die Rückfrage bei unserer Apotheke, wo man natürlich die ärztlichen Dienstpläne kennt, hat ergeben, dass es für Mittwoch, Donnerstag und Freitag nachmittags und abends NIE (!) einen diensthabenden Arzt gibt. Wer also das Pech hat, zu diesen  Zeiten zu erkranken, kann – um es salopp zu formulieren - krepieren!

3.)   Was mich so ärgert: Es handelt sich nicht um die teure Spezialoperation, wo man sicher längere Wegzeiten in Kauf nimmt, sondern um eine einfache Basis-Versorgung im Akutfall!

4.)   Und die ist in Österreich, einem der reichsten Länder der Welt, nicht gewährleistet? Noch einmal: Wir leben hier nicht in einem Dritte-Welt-Land, sondern in dem Land, mit dem angeblich besten Gesundheitssystem der Welt – wie Politiker nicht müde werden zu betonen! Und dann findet sich an einem Donnerstag Nachmittag kein Arzt, der ein krankes Kind behandeln kann?

5.)    Wofür, frage ich Sie, zahlen wir Krankenversicherungsbeiträge, wenn nicht einmal eine ärztliche Grundversorgung im Notfall sichergestellt ist?

Wir hier in Bad St. Leonhard sind jedenfalls nicht bereit, uns mit diesem Missstand einfach abzufinden. Wir ersuchen Sie hiermit aktiv zu werden und für unser Problem eine Lösung zu suchen!
Wenn Sie eine Politiker von Format (oder, was noch wichtiger ist, ein intelligenter und mitfühlender Mensch) sind, dann speisen Sie uns nicht mit nichtssagenden Floskeln („Ärztemangel“), vagen Versprechungen oder Schuldzuweisungen an andere (Ärztekammer, Krankenkasse etc.) ab. Das interessiert uns nicht! Fest steht: Das System funktioniert nicht! Und wir brauchen dringend eine konkrete Lösung!
Laut Wahlversprechen ist Ihre Partei angetreten, um Kärnten neu zu regieren. Dann bitte helfen Sie uns und unternehmen Sie etwas, um diesen unerträglichen Missstand zu beheben. Zeigen Sie uns, was Ihre Wahlversprechen in der Realität wert sind!

Mit freundlichen Grüßen
 

3 Kommentare:

  1. Herzlichen Glueckwunsch zum Geburtstag dem Leonhard Raunzer!

    AntwortenLöschen
  2. Herzlichen Glueckwunsch zum Geburtstag aus Madrid!

    AntwortenLöschen
  3. Daumen hoch, wie wahr!!!!!! Auch in anderen Bereichen sprich Kinderbetreuung , öffentliche Verkehrsmittel usw. ist es ein Desaster und das in der heutigen Zeit. Fakt ist: Es wird uns nur weggenommen aber zurück bekommen wir leider nichts.

    AntwortenLöschen