Montag, 9. September 2013

Betrifft: Ärztliche Basisversorgung in Bad St.Leonhard

Am 08.09.2013 18:19, schrieb Christian Kalcher:

Sehr geehrte Frau Magistra Propst-Völz
Der Leonhard Raunzer (in Person Hr. Abenthung) hat Ihren Brief an LH Kaiser in seinem Forum online gestellt, dazu Meinungen der Bevölkerung eingeholt. Ich habe ihm meine Meinung dazu geschickt, welche ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.
mfG Mag. Christian Kalcher

Von: Christian Kalcher <christian.kalcher@gmx.at>
Datum: 08. September 2013 15:08:45 MESZ
An: "leonhard-raunzer@gmx.at" <leonhard-raunzer@gmx.at>
Betreff: Situation „fehlende ärztliche Basis-Versorgung“
Zur Situation „fehlende ärztliche Basis-Versorgung“ erlaube ich mir meine Meinung bzw. Fakten, abschließend konstruktive Kritik, dazu abzugeben:

Ich stütze mich auf jahrelange Erfahrung im Rettungsdienst beim Roten
Kreuz bzw. Tatsachenfakten, welche richtig gestellt werden müssen um das sensible Thema zu diskutieren.

Tatsache: Die Gem. Reichenfels und Bad St. Leonhard bilden einen Dienstsprengel. Eine Zusammenlegung mit anderen Gemeinden, sprich Wolfsberg, wird nicht umzusetzen sein, da Wolfsberg Nord, schon räumlich groß genug ist.
Nach Norden hin nicht möglich, da die Landesgrenze die definitive Grenze darstellt.
Lt. Ärztekammer findet sich am Dienstplan folgende Anmerkung und wird auch so praktiziert:
Der Wochentagsnachtdienst beginnt in den einzelnen Bezirken bzw. Sprengeln mit dem Ende der Ordinationszeit des zum Dienst eingeteilten Arztes und endet am folgenden Tag mit dem Beginn der Ordinationszeit.
(Kärntner Ärztekammer, www.kerngesund.at)

Offene Punkte
Woher hat Frau Propst-Völz die Info, dass
a)        kein Arzt einen Hausbesuch in Bad St. Leonhard machen könne,
b)        es auch definitiv keinen Notarzt gebe
c)         die über 70 km entfernte Spitalsambulanz in Graz oder Klagenfurt aufzusuchen sei

ad b) ein Notarzt ist nicht der ärztliche Bereitschaftsdienst in Form vom Hausarzt, der in der Not kommt. „Der Notarzt“ im Bezirk Wolfsberg bzw. Rettungsdienst Rotes Kreuz Wolfsberg, wird vom LKH Wolfsberg bzw. durch freiberufliche Notärzte bereitgestellt. Das Rote Kreuz stellt das Fahrzeug „zur Verfügung“ und bestreitet so ca. 3 Einsätze am Tag. Des Weiteren gibt es in Kärnten Notarztmittel zur Luft in Form vom Rettungshubschreiber C 11 in Klagenfurt bzw. RK 1 in Fresach bzw. C 12 in Graz. (Typische Indikationen: Herzinfarkt, Fieberkrampf Kind, Verkehrsunfall, usw.)

Die Verwendung der Begriffe Notarzt und ärztlicher Bereitschaftsdienst muss strikt unterschieden werden. Die Formulierung „….es auch definitiv keinen Notarzt gebe…..“ kann absolut nach hinten losgehen.

Das LKH Wolfsberg hatte nie eine (internistische!) fachärztliche Kinderambulanz und Kinder werden ins KH Klagenfurt / KH Graz verwiesen.  „Unfälle“ sprich Hand- und Beinbruch ausgenommen.
Ich kann mich vom Rettungsdienst erinnern: man kommt mit fiebernden Kind in die internistische Notaufnahme und bekommt die rote Karte, mit dem Hinweis ins LKH Klagenfurt zu fahren, da keine Kinderabteilung vorhanden ist. Dies ist so, war auch schon vor 10 Jahren so und wird in 10 Jahren auch noch so sein.
Zum Betrieb einer Kinderfachabteilung sind mind. 6 Fachärzte notwendig und eine solche wird es in Wolfsberg nie und nimmer geben bzw. ist laut Österreichischen Strukturplan Gesundheit  nicht vorgesehen.
Kinder sind somit primär für das KH Klagenfurt vorgesehen, da eine Fachversorgung niemals durch „normale“ Ärzte, im konkreten Fall (Fieber), Internisten, möglich ist.

Weitere konstruktive Kritikpunkte:

Anscheinend kennt man in der Apotheke die Dienstzeiten der Ärzte nicht, den mein Hausarzt, Dr. Gernot Zambo, ordiniert am Mittwochnachmittag. (15 -19 Uhr). Mittwochnachmittag ist somit ein Dienst „verfügbar“.

Zur saloppen Formulierung „krepieren“:
Für wirkliche Notfälle steht 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche ein bodengebundenes Notarzteinsatzmittel (NEF – Notarzt-Einsatzfahrzeug) in Wolfsberg zur Verfügung. Des Weiteren die angesprochenen Hubschreiber untertags.
Krepieren tut nicht so schnell jemand. Der ärztl. Bereitschaftsdienst ist ev. 2-3 Minuten schneller vorort als das NEF 

Das System funktioniert schon, nur es gibt Lücken in Form von Tagen, die nicht besetzt sind.

Fakt ist:
Es gibt Tage, an welche der ärztliche Bereitschaftsdienst nicht besetzt ist. Z.B. war dies auch am Freitag, 06.09.2013, der Fall.
Kinder bedürfen in einer Notsituation einer fachärztlichen Betreuung. Diese kann nur in einem KH mit Kinderabteilung erfolgen. (Sprich Klagenfurt oder Graz)
Wirkliche Notfälle können und werden hervorragend durch Notärzte samt dazugehörigen Equiment und Mannschaft durch das Rote Kreuz bzw. durch Hubschrauber versorgt.

Zur Diskutieren ist: Wie kann man Lücken vermeiden.

mfG Mag. Christian Kalcher
 

"Mag. Sabine Propst-Völz"
22:18 (vor 9 Stunden)

an leonhard-raunz.
Lieber Raunzer!

Anbei meine Antwort auf ein mail von Hrn. Mag. Kalcher, das er mir - und auch Dir - geschickt hat!

Übrigens: 1 Reaktion von politischer Seite gab es bisher: Hr. Hannes Primus, SPÖ-Vorsitzender des Bezirks Wolfsberg, hat angekündigt, am Montag - also morgen - das Thema mit LH Kaiser zu diskutieren und Lösungen zu suchen. Mal sehen, was dabei herauskommt...

Liebe Grüße

Sabine Propst-Völz






-------- Original-Nachricht --------
Betreff: Re: WG: Situation „fehlende ärztliche Basis-Versorgung“
Datum: Sun, 08 Sep 2013 22:03:25 +0200
Von: "Mag. Sabine Propst-Völz"
An: Christian Kalcher


Sehr geeehrter Hr. Mag. Kalcher!

Danke für Ihr mail und Ihre Gedanken zum Thema, wobei ich Ihnen jedoch bei einigen Punkten nicht ganz folgen kann:

1.) Es gibt von mir keinerlei Kritik an der Rettung bzw. dem Rettungsdienst beim Roten Kreuz, das ist nicht das Thema. Aber FAKTUM IST: Es gab an dem von mir erwähnten Tag, Donnerstag um 14.00,  KEINEN PRAKTISCHEN ARZT, der einen Hausbesuch macht und auch KEINEN NOTARZT, (wie auch immer das im Fachjargon heißen mag, interessiert mich nicht). Woher ich das weiß? Ich habe - wie in meinem Brief berichtet - beim notärzlichen Dienst angerufen, wo man mir eben klipp und klar gesagt hat, dass an diesem Tag eben KEIN ARZT zur Verfügung steht. Nicht am Nachmittag - und auch nicht am Abend bzw. in der Nacht - EBEN ÜBERHAUPT NICHT! Es folgte der Hinweis, ich solle ins LKH Graz oder Klagenfurt fahren und die Ärztekammer anrufen. Was ich dann - aus anfänglicher Ungläubigkeit - auch getan habe, wo man mir diese Aussagen aber nur bestätigt hat. Begründung der Ärztekammer: Ärztemangel, die Krankenkasse sei schuld, weil die zu wenig Verträge vergebe etc. etc.

2.) Die Aufteilung der Dienstsprengel kann meiner Ansicht nach kein Argument sein, wenn es um die Gesundheit von Menschen geht. Entweder gibt es eine Grundversorgung oder es gibt keine. (sonst würde man ja auch nie ein abgelegenes Dorf ans Stromnetz oder an die Wasserleitung anschließen, weil sich das auch nicht auszahlt. Oder alte Menschen würden nie teure Operationen bekommen... etc.) Wenn es bei uns unmöglich ist, dass sich ein praktischer Arzt an einem Nachmittag oder Abend die Ohrenentzündung eines Kindes anschaut, dann soll man es offen sagen und nicht die Lüge vom "weltbesten Gesundheitssystem Österreichs" verbreiten... Im übrigen: Sprengel können neu eingeteilt oder anders besetzt werden, dass die steirische Landesgrenze oder die Größe von Wolfsberg ein ernstliches Hindernis darstellt, kann und will ich nicht glauben...

3.) Rätselhaft erscheint mir auch die Bemerkung, "kann nach hinten losgehen"... wovor soll ich mich fürchten? Verstehe ich nicht...

4.) Deprimierend finde ich Ihre Argumentation beim KH Wolfsberg: War schon immer so, wird immer so sein, 6 Fachärzte sind notwendig... Ich frage Sie: Na und??? Wenn ich mir anschaue, wieviel Steuergeld sinnloss verpulvert wird, da wird man sich doch 6 Fachärzte leisten können, wenn man will. Wenn man sich aber mit jedem Missstand demütig abfindet (war alles immer schon so!), wird sich natürlich auch nie etwas ändern! Der Österreichische Strukturplan Gesundheit ist auch nicht in Stein gemeißelt!

5.) Vollkommen recht gebe ich Ihnen beim Diskussionspunkt: Wie kann man Lücken vermeiden? Hier sind wir beim Thema!!! Offenbar habe ich so einen Tag mit Lücke erwischt und ich finde es eben nicht normal, mit einem Kind, das über 40 Grad Fieber und vermutlich eine Mittelohrentzündung hat, in ein 70km entfernt liegendes Spital fahren zu müssen (übrigens: so schwer sind Mittelohrentzündungen auch nicht zu diagnostizieren und zu behandeln, für die Verschreibung eines Antibiotikums brauche ich keine Schar von ausgebildeten Fachärzten. Aber dass im KH Wolfsberg niemand bereit ist, einem Kind im Notfall ins Ohr zu schauen, finde ich eingentlich unglaublich...)

Ich finde: Es darf eben keine Versorgungslücken geben, wenn es um die ärztliche Basisversorgung geht! Und: Das System funktioniert leider nicht, denn sonst würde es diese Lücken ja nicht geben!


Liebe Grüße


Sabine Propst-Völz


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