Sonntag, 30. September 2012
Pressestimmen zu Bad St.Leonhard
Sonntag, 30. September 2012, 07:03 Uhr
Der Dorfpfarrer ist skeptisch, wenn sich in
Bad St. Leonhard am Schlossberg Gläubige einfinden und selig dem
selbsternannten Seher Salvadore Caputa lauschen. Angefangen hat alles am
1. Mai 2010, da kündigte der „Seher“ eine Marienerscheinung am
Schlossberg in Bad St. Leonhard an. Die rund 5000 Einwohner zählende
Stadt war österreichweit in den Schlagzeilen. 500 Schaulustige kamen,
außer dem „Seher“ erschien die heilige Jungfrau Maria aber niemandem.
Inzwischen war die Mutter Gottes angeblich
bereits vier Mal zu Gast am Schlossberg, zuletzt im April dieses Jahres.
Anerkannt ist das angebliche Marienwunder von Rom jedenfalls nicht,
dafür steht der ortsansässige Tourismusstadtrat „100-prozentig“ hinter
den Erscheinungen. Der Anruf bei einem ortsansässigen Hotel ruft
hingegen nur Lachen hervor: „Ja, seit Braunschlag rufen hier viele Leute
an“, sagt die junge Frau, die anonym bleiben will. Touristen kämen
jedenfalls zahlreich in die Klein- stadt – die Gastronomie ist
zufrieden. In Bad St. Leonhard zeugt kein Schild, kein Souvenirstand von
dem Ereignis, das Geschäft boomt trotzdem.
Ähnlich wie in Medjugorje
Nicht viel anders sieht es im bosnischen
Pilgerort Medjugorje aus: Obwohl die Marienerscheinungen in den
1980er-Jahren bis heute von der Kirche nicht anerkannt wurden, machen
sich jedes Jahr bis zu einer Million Katholiken auf den Weg zur
St.-Jakobs-Kirche, jenem Ort, wo regelmäßig eucharistische
Anbetungsstunden gehalten werden und auch ein geistliches Programm für
die Pilger angeboten wird. Pilgerfahrten offizieller Natur sind damit
nicht erlaubt. „Private“ Pilgerfahrten, das sind Reisen mit geistlichem
Ziel privater Art, sind nur unter der Bedingung gestattet, dass sie
nicht das Ziel einer Authentifizierung der Ereignisse verfolgen.
Ganz anders ist der Fall der südfranzösischen
Ortschaft Lourdes gelagert: Die rund 15.000 Einwohner zählende Stadt
gehört mit sechs Millionen Pilgern zu einem der meist besuchten
Wallfahrtsorte der Welt: 1858 soll hier einem Mädchen nahe der Grotte
Massabielle die Jungfrau Maria erschienen sein. Die Gemeinde zählt
jährlich nach Paris die meisten Gäste in Frankreich. Sowohl Papst
Johannes Paul II. als auch Papst Benedikt XVI. haben den Wallfahrtsort
bereits besucht.
Immer wieder ist in Lourdes von wundersamen
Heilungen zu hören, von den fast 7000 Gesundungen, die im medizinischen
Büro seit seiner Gründung gemeldet wurden, hat die römisch-katholische
Kirche bis heute 67 als Wunder anerkannt. Eine Ärztekommission und eine
katholische kanonische Kommission arbeiten in Lourdes, so dass die dort
aufgetretenen Heilungen in der Vergangenheit auch die offizielle
kirchliche Anerkennung erlangen konnten.
So manche Marienerscheinung sei „ein Produkt
übersteigerter Frömmigkeit“ , sagt der Grazer Kirchenrechtler Jakob
Ibounig. So gibt es in Österreich und Deutschland überhaupt keine
anerkannte Marienerscheinung. (tropp)
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